20 years Dead Fish
short version: Genau vor 20 Jahren kam ‚Dead Fish‘ in die Kinos. Ein Spielfilm mit Gary Oldman u.v.a., zu dem ich zusammen mit meinem Freund Charley Stadler das Drehbuch geschrieben habe. Irre. Alles daran. Schon, wie es anfing.

“Dead Fish; a sorry collection of talented people who should have known better”
„This little nugget of strange is both hilarious and ineffable“
long version: Alles begann auf einer Taufe am Starnberger See, zu der ich eingeladen war. Wie auch Roland Emmerich, der war Taufpate. Ich hatte bis dato keinen einzigen Film von ihm gesehen und ihn trotzdem zu vorgerückter Stunde zugelabert: dass ich auch eine Idee für ein Drehbuch hätte. Einen Satz, den er wahrscheinlich 5x pro Woche hört. „Ein Auftragskiller und ein Schlüsseldienst-Typ vertauschen aus Versehen ihre Handys, über die sie jeweils ihre Jobs bekommen”. Das war’s. Das war die Idee.
Rolands damaliger Producer Carsten fand sie gut. So gut, dass er und ein paar andere Leute mich und Charley, der später die Regie von Dead Fish übernahm, nach Los Angeles flogen, um daran zu arbeiten. Wir hatten keine Ahnung und nur das Drehbuch von David Finchers „The Game“ vor uns liegen als Anhaltspunkt: „Schau, wenn eine Person redet, dann steht ihr Name immer mittig darüber“. Daran haben wir uns orientiert und geschrieben und geschrieben. Zwei Wochen lang haben wir uns in ein Zimmer im Double Tree Hotel in Santa Monica eingesperrt. Am letzten Tag sind wir zu einem XXL-Copyshop namens Kinkos, haben 80 Seiten ausgedruckt, schön gebunden, sie Carsten in die Hand gedrückt und sind nach Hause geflogen. Noch am Flughafen München klingelte Charleys Telefon. Carsten war dran: „Das habt ihr in 2 Wochen gemacht? Das ist geil. Aber wie geht die Geschichte aus?“. Ein Ende hatten wir nicht.
Also haben wir uns in Tarifa in Andalusien in einem Zimmer verbarrikadiert und weitergeschrieben. In der Surferstimmung des Hurricane Hotels bekam die ganze Story plötzlich Kiffer-Vibes und einer von uns beiden einen THC-Schock. Auch diese Fassung gefiel den Menschen in Hollywood, bis auf den fehlenden „love aspect.“ Den hatten wir zwei – einer frisch geschieden, der andere dumm getrennt – bis dahin gar nicht vermisst. Sind dann aber trotzdem in den Stangelwirt nach Going und haben mit dem Blick auf weiße Lippizanerpferde im Schnee einen romantischen Strang eingewebt.
Das fertige Drehbuch kursierte dann eine ganze Weile durch Hollywood. Immer wieder hieß es, Matt Dillon liest es gerade, oder Ryan Philippe oder oder oder. Ob das je so war – keine Ahnung. Ich hatte das Projekt schon fast aufgegeben, als Charley mich eines Tages anrief. Er säße im Starbucks auf dem Wilshire Boulevard mit Gary Oldman – und der wäre dabei. Verrückt aber wahr: wir hatten ihn beim Schreiben immer im Kopf gehabt.
London diente als Schauplatz, Oldman übernahm die Rolle des Auftragskillers Lynch, Charley die Regie und ich die Funktion des Set-Touristen. Denn der Job eines Drehbuchschreibers ist im Grunde mit dem Produktionsstart erledigt.
Neben Oldman besetzten wir den jungen Engländer Andrew Lee Potts in einer weiteren Hauptrolle. Und unfassbare Leute wie Robert Carlyle (Trainspotting), Billy Zane (Titanic), Elena Anaya (Sex and Lucia), Jimi Mistry (Blood Diamond), Terence Stamp (Operation Walküre), Frances Barber (Goal!), Karel Roden (Hellboy) oder Kevin McNally (Pirates of the Caribbean).
Abgesehen davon, dass ich eine Zeitlang nicht mehr damit gerechnet habe, dass aus dem Buch überhaupt ein Film wird, hätte ich nie im Leben gewagt, zu träumen, dass es mit diesen tollen Schauspielern verfilmt wird. Dank Charley und dank der beiden großartigen Produzenten Dan Maag und Philipp Schulz-Deyle. Ihr kriegt auch noch 2 Angeber-Credits: Philipp hat Snowden mitproduziert, Dan fast alles von Mathias Schweighöfer. Ach – und die Musik hat Andrew Cato von Groove Armada auf seinem Boot geschrieben.
An dieser Stelle würde ich jetzt gerne mit ein paar beeindruckenden Box Office Zahlen um mich werfen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Dead Fish zwar u.a. in Polen, Ungarn, Portugal, Finnland, Schweden, Island, Mexiko, Argentinien, USA und Japan veröffentlicht wurde, aber nicht überall als sogenannte ‚cinematic release‘. In einigen Ländern ging’s ‚direct to video‘, wie man das nennt. So habe ich mein persönliches Belegexemplar – eine DVD – bei eBay Schweden ersteigert. Auch die Kritiken waren gemischt. Für manche war es der schlechteste Gary Oldman Film überhaupt, für andere der beste Guy Ritchie Film, den er nie gemacht hat. Ich bin irgendwo dazwischen, habe aber jetzt immerhin einen IMDB-Eintrag, eine schwedische DVD und ganz ganz viele Erfahrungen und Begegnungen, von denen ich keine einzige eintauchen möchte.
The End.